Wenn draußen Schnee, Wind und Minusgrade herrschen, steigt drinnen die Zahl der Erkältungen, Grippen und anderen Infekte. Ein sehr häufiges Symptom dabei ist Fieber. Viele Menschen sind jedoch unsicher: Ab wann spricht man überhaupt von Fieber, wie misst man korrekt und welche Behandlung ist wirklich sinnvoll – gerade im Winter, wenn der Körper zusätzlich durch Kälte und trockene Heizungsluft belastet ist?
In diesem Artikel erfährst du, wie Fieber entsteht, welche Messmethoden zuverlässig sind, worauf du bei Kindern besonders achten musst und wann ein Arztbesuch unverzichtbar ist. Außerdem bekommst du praktische Tipps, wie du Fieber natürlich senken und den Körper im Winter optimal unterstützen kannst.
Was ist Fieber und warum entsteht es?
Fieber ist keine Krankheit, sondern eine Reaktion des Körpers, meist auf Infektionen wie Viren oder Bakterien. Der Hypothalamus im Gehirn erhöht dabei den „Sollwert“ der Körpertemperatur. Der Körper fühlt sich zunächst kalt an, es kommt zu Schüttelfrost, weil der Organismus versucht, die Temperatur auf das neue Niveau anzuheben. Die erhöhte Temperatur erschwert es Krankheitserregern, sich zu vermehren, und aktiviert das Immunsystem.
Medizinisch unterscheidet man in der Regel:
- Normale Körpertemperatur: etwa 36,0–37,4 °C (je nach Messmethode und Tageszeit).
- Erhöhte Temperatur: etwa 37,5–38,0 °C.
- Fieber: etwa 38,1–38,9 °C.
- Hohes Fieber: etwa 39,0–40,0 °C.
- Sehr hohes Fieber: über 40,0 °C – hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Besonders im Winter ist Fieber häufig, weil wir mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Viren verbreiten sich dort leichter, die Schleimhäute trocknen durch Heizungsluft aus und werden anfälliger für Erreger. Gleichzeitig sollten wir Fieber ernst nehmen, denn es signalisiert, dass der Körper mit einer Belastung kämpft.
Fieber richtig messen: Methoden und Tipps
Damit du Fieber sinnvoll beurteilen und behandeln kannst, brauchst du zuverlässige Messwerte. Moderne Thermometer machen das leicht, dennoch gibt es Unterschiede in Genauigkeit und Handhabung. Wichtig: Miss möglichst immer mit der gleichen Methode, um Vergleichswerte zu haben.
Messmethoden im Überblick
- Rektal (im Po): Gilt als sehr genau, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Temperatur im Darm entspricht in der Regel gut der Kerntemperatur. Die Messung kann jedoch als unangenehm empfunden werden.
- Oral (im Mund): Ebenfalls relativ genau, wenn korrekt durchgeführt. Geeignet für größere Kinder und Erwachsene, die das Thermometer sicher halten können. Nicht direkt nach heißen oder kalten Getränken messen.
- Axillär (in der Achselhöhle): Einfach anzuwenden, aber weniger genau. Die Temperatur ist oft niedriger als die Kerntemperatur. Das Thermometer muss eng anliegen, der Arm sollte gut angedrückt werden.
- Stirn- oder Schläfenthermometer: Messen meist mithilfe von Infrarot die Temperatur an der Hautoberfläche oder über die Arterie an der Schläfe. Sehr bequem, vor allem für Kinder, aber anfällig für Messfehler (z. B. durch Schweiß, Zugluft, falsche Position).
- Ohrthermometer: Messen die Strahlung des Trommelfells. Sie sind schnell und praktisch, vor allem bei Kindern. Allerdings kann eine falsche Positionierung im Ohr zu ungenauen Werten führen.
Schritt-für-Schritt: So misst du im Winter besonders zuverlässig
Im Winter kann die Außentemperatur das Messergebnis verfälschen. Wenn du gerade von draußen kommst, ist deine Haut stark abgekühlt oder erhitzt. Beachte daher folgende Punkte:
- Ruhe vor der Messung: Warte nach dem Aufenthalt in der Kälte mindestens 15–20 Minuten in einem warmen Raum, bevor du misst.
- Keine heißen oder kalten Getränke kurz vor der Messung: Besonders bei oraler Messung sollten 10–15 Minuten Abstand zu Getränken und Essen liegen.
- Messstelle trocken halten: Schweiß auf der Stirn oder in der Achsel kann das Ergebnis verfälschen. Trockne die Haut vorher ab.
- Thermometer richtig positionieren: Lies die Anleitung deines Geräts genau und befolge sie. Schon wenige Millimeter können bei Ohr- oder Stirnthermometern den Wert stark beeinflussen.
- Mehrmals messen: Wenn du unsicher bist, miss nach einigen Minuten an der gleichen Stelle erneut und bilde einen Mittelwert.
Fieber bei Kindern im Winter: Besonderheiten und Vorsicht
Bei Kindern tritt Fieber besonders häufig auf und steigt manchmal sehr schnell an. Für Eltern ist das oft beunruhigend – gerade in der kalten Jahreszeit, wenn Infekte scheinbar im Dauerlauf auftreten. Wichtig zu wissen: Kinder können höheres Fieber tolerieren als Erwachsene, wirken aber dabei häufig sehr abgeschlagen.
Beachte bei Kindern im Winter vor allem:
- Messmethode: Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die rektale Messung meist die zuverlässigste Methode. Stirn- oder Ohrthermometer sind praktisch, sollten aber mit einer verlässlichen Methode überprüft werden.
- Trinkmenge: Kinder dehydrieren schneller als Erwachsene. Achte auf regelmäßige Flüssigkeitszufuhr – bei Säuglingen Stillen oder Fläschchen anbieten, bei größeren Kindern Wasser, Tee, verdünnte Säfte.
- Bekleidung: Ziehe fiebernde Kinder weder zu warm noch zu kalt an. Im Winter ist die Versuchung groß, „davor zu schützen“, aber bei hohem Fieber sind leichte, atmungsaktive Schichten besser. Wenn das Kind friert, kannst du eine zusätzliche Decke geben – Schwitzen sollte aber vermieden werden.
- Verhalten beobachten: Viel wichtiger als der exakte Temperaturwert ist der Allgemeinzustand. Trinkt das Kind, reagiert es auf Ansprache, wirkt es interessiert oder stark apathisch?
Suche bitte sofort ärztliche Hilfe, wenn:
- dein Baby jünger als 3 Monate ist und Fieber über 38,0 °C hat,
- das Kind sehr apathisch, schwer weckbar oder verwirrt wirkt,
- Hautausschlag dazukommt, der sich nicht wegdrücken lässt,
- das Kind über starke Nacken- oder Kopfschmerzen klagt oder den Kopf nicht bewegen mag,
- das Fieber trotz geeigneter Maßnahmen und Medikamenten nicht sinkt oder länger als 3 Tage anhält.
Fieber behandeln: Wann senken, wann abwarten?
Da Fieber eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers ist, muss es nicht zwangsläufig sofort gesenkt werden. Entscheidend sind die Höhe der Temperatur, der Allgemeinzustand und Risikofaktoren wie Vorerkrankungen.
Wann du Fieber senken solltest
Bei Erwachsenen und älteren Kindern wird häufig empfohlen, Fieber ab etwa 38,5–39,0 °C zu senken, insbesondere wenn:
- dein Allgemeinbefinden deutlich beeinträchtigt ist (starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, extreme Schwäche),
- du Vorerkrankungen des Herzens, der Lunge oder des Nervensystems hast,
- du zu Krampfanfällen neigst oder früher Fieberkrämpfe hattest,
- du trotz Fieber ausreichend trinken solltest, es aber vor Schmerzen oder Übelkeit kaum schaffst.
Bei Kindern richten sich Entscheidungen ebenfalls vor allem nach dem Allgemeinzustand. Ein lebhaft spielendes Kind mit 39 °C kann weniger gefährdet sein als ein apathisches Kind mit 38,3 °C. Lass dich im Zweifel ärztlich beraten, wie du bei deinem Kind individuell vorgehen sollst.
Medikamentöse Fiebersenkung
Zur medikamentösen Behandlung von Fieber werden besonders häufig Paracetamol und Ibuprofen eingesetzt. Beide können Fieber senken und Schmerzen lindern. Wichtig ist, die Dosierung streng nach Packungsbeilage oder ärztlicher Empfehlung zu wählen – vor allem bei Kindern richtet sie sich nach dem Körpergewicht.
- Paracetamol: Wird häufig bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen genutzt. Es ist bei korrekter Dosierung gut verträglich, eine Überdosierung kann jedoch schwere Leberschäden verursachen.
- Ibuprofen: Geeignet für Kinder und Erwachsene ab einem bestimmten Alter (Packungsangaben beachten). Es wirkt zusätzlich entzündungshemmend. Bei Magenproblemen oder bestimmten Vorerkrankungen sollte es vorsichtig verwendet werden.
Beachte:
- Niemals Aspirin (Acetylsalicylsäure) bei Kindern und Jugendlichen verwenden, da es in seltenen Fällen das gefährliche Reye-Syndrom auslösen kann.
- Kombiniere nicht leichtfertig verschiedene fiebersenkende Mittel, ohne dies mit einem Arzt abzusprechen.
- Nutze Zäpfchen, Säfte oder Tabletten je nach Alter und Verträglichkeit.
Natürliche Maßnahmen, um Fieber im Winter zu lindern
Neben Medikamenten gibt es eine Reihe von einfachen, natürlichen Maßnahmen, die den Körper bei Fieber unterstützen – gerade im Winter, wenn Wärme und Ruhe besonders wohltuend sind.
Ausreichend trinken
Durch Fieber schwitzt der Körper mehr und verliert Flüssigkeit. Damit der Kreislauf stabil bleibt und Schleimhäute feucht bleiben, solltest du viel trinken.
- Ideal sind Wasser, ungesüßte Kräutertees, verdünnte Fruchtsäfte.
- Bei starkem Schwitzen kannst du leicht gesalzene Brühen einsetzen, um Mineralstoffe zuzuführen.
- Trinke regelmäßig kleine Mengen, wenn große Mengen auf einmal Übelkeit auslösen.
Leichte, angepasste Kleidung
Im Winter neigt man dazu, Fieberpatienten zu warm einzupacken. Das kann jedoch dazu führen, dass sich die Körpertemperatur noch weiter erhöht. Achte daher auf:
- Leichte, atmungsaktive Kleidung (z. B. Baumwolle).
- Eine Decke, die sich leicht entfernen lässt, wenn dir plötzlich heiß wird.
- Regelmäßiges Wechseln verschwitzter Kleidung, damit du nicht auskühlst.
Ruhe, Schlaf und frische Luft
Der Körper braucht jetzt Energie für die Abwehr – körperliche Schonung ist deshalb wichtig. Gönne dir Schlaf und Pausen, auch wenn du dich kurzzeitig besser fühlst.
- Lüfte den Raum regelmäßig für einige Minuten, um die Luftqualität zu verbessern.
- Halte die Raumtemperatur angenehm (etwa 18–21 °C) und vermeide trockene Heizungsluft, zum Beispiel mit einem Luftbefeuchter oder Wasserschalen auf der Heizung.
- Verzichte auf anstrengende Tätigkeiten und Sport, bis das Fieber vollständig abgeklungen ist.
Wadenwickel & Co.: Wann sie sinnvoll sind
Hausmittel wie Wadenwickel können unterstützend wirken, wenn sie richtig angewendet werden. Sie ersetzen jedoch keine ärztliche Behandlung und sind nicht in jeder Situation geeignet.
- Wadenwickel nur bei warmen Beinen: Sind Beine oder Füße kalt, verzichte darauf, da der Körper sonst zusätzlich belastet wird.
- Verwende lauwarmes Wasser (etwa 1–2 °C unter der Körpertemperatur, niemals eiskalt).
- Wickel für etwa 10–15 Minuten anlegen, dann Pause machen und Wirkung beobachten.
- Bei Schüttelfrost oder starkem Kältegefühl keine Wickel anwenden.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten Wadenwickel nur nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden. Der Fokus sollte immer auf ausreichender Flüssigkeit, Beobachtung des Allgemeinzustands und ggf. medikamentöser Behandlung liegen.
Warnzeichen: Wann du im Winter zum Arzt musst
Die meisten fieberhaften Infekte im Winter sind harmlos und klingen mit Ruhe und symptomatischer Behandlung von selbst ab. Trotzdem gibt es klare Warnsignale, bei denen du nicht zögern solltest, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Suche umgehend medizinische Hilfe, wenn:
- das Fieber bei Erwachsenen länger als 3 Tage anhält, ohne deutlich zu sinken,
- die Temperatur 40,0 °C oder mehr erreicht,
- starke Schmerzen im Brustkorb, Atemnot oder ein sehr schneller, unregelmäßiger Puls auftreten,
- Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen oder Halluzinationen dazukommen,
- starke Nackensteifigkeit, heftige Kopfschmerzen oder ein nicht wegdrückbarer Hautausschlag erscheint,
- du eine schwere Grunderkrankung hast (z. B. Herzinsuffizienz, COPD, Diabetes, Immunschwäche),
- es sich um ein sehr junges Baby handelt oder du bei deinem Kind „ein schlechtes Gefühl“ hast, das du dir nicht erklären kannst.
Im Zweifel gilt: Lieber einmal mehr beim ärztlichen Bereitschaftsdienst nachfragen, als ein ernstes Problem zu spät erkennen. Gerade im Winter sind Wartezimmer zwar gut gefüllt, aber bei deutlichen Warnzeichen solltest du das nicht abschrecken lassen.
Fieber im Winter vorbeugen: Immunsystem stärken
Ganz verhindern lässt sich Fieber nicht – und das ist auch nicht das Ziel, denn es ist ein natürlicher Teil der Abwehr. Du kannst jedoch das Risiko häufiger Infekte im Winter verringern, indem du dein Immunsystem unterstützt und Ansteckungswege reduzierst.
- Hände regelmäßig waschen: Besonders nach Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln, vor dem Essen und nach dem Naseputzen.
- Ausreichend schlafen: Schlafmangel schwächt die Immunabwehr. Achte auf regelmäßige, erholsame Nächte.
- Vitamine und ausgewogene Ernährung: Viel frisches Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und hochwertige Fette helfen dem Immunsystem. Im Winter sind z. B. Zitrusfrüchte, Kohlgemüse und Nüsse gute Begleiter.
- Bewegung an der frischen Luft: Regelmäßige Spaziergänge, auch bei kühlem Wetter, stärken den Kreislauf und die Abwehrkräfte. Achte auf passende Kleidung im Zwiebellook.
- Impfungen prüfen: Lass dich beraten, welche Impfungen – etwa gegen Grippe – für dich oder deine Kinder sinnvoll sind.
Fazit: Fieber im Winter gelassen, aber aufmerksam begegnen
Fieber im Winter ist häufig, aber meist gut beherrschbar, wenn du die Körpertemperatur korrekt misst, den Allgemeinzustand aufmerksam beobachtest und rechtzeitig auf Warnzeichen achtest. Nutze zuverlässige Messmethoden, berücksichtige die Besonderheiten bei Kindern und unterstütze den Körper mit Ruhe, Flüssigkeit und sinnvoller Kleidung.
Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen können gezielt eingesetzt werden, wenn Fieber und Schmerzen den Körper stark belasten. Gleichzeitig helfen einfache Maßnahmen wie ausreichend Trinken, leichte Kost, regelmäßiges Lüften und Schonung dabei, die Genesung zu fördern. So kommst du – mit Respekt vor Fieber, aber ohne unnötige Panik – sicherer durch die kalte Jahreszeit.



