Gesundheit

Asthma und COPD im Winter kontrollieren: Praktische Strategien für freie Atemwege

Asthma und COPD im Winter besser kontrollieren: Erfahren Sie, wie Sie Ihre Lunge vor Kälte, Infekten und trockener Luft schützen und Exazerbationen vermeiden.

Asthma und COPD im Winter kontrollieren: Praktische Strategien für freie Atemwege
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Lukas
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Wenn es draußen kalt, feucht und dunkel wird, haben es unsere Atemwege besonders schwer. Für Menschen mit Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) bedeutet der Winter oft eine Zeit mit mehr Beschwerden, häufigeren Infekten und einem erhöhten Risiko für Exazerbationen. Mit der richtigen Vorbereitung, einer guten Therapieplanung und einigen alltagstauglichen Schutzmaßnahmen lassen sich die Wintermonate jedoch deutlich besser bewältigen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum die kalte Jahreszeit für Bronchien und Lunge so belastend ist, wie Sie Asthma und COPD im Winter optimal kontrollieren und welche konkreten Schritte Sie im Alltag unternehmen können, um Ihre Atemwege zu schützen.

Warum Asthma und COPD im Winter häufiger Probleme machen

Asthma und COPD sind chronische Atemwegserkrankungen, bei denen die Bronchien empfindlich reagieren und die Lungenfunktion eingeschränkt sein kann. Der Winter bringt mehrere Faktoren mit sich, die diese Erkrankungen verstärken können.

  • Kalte und trockene Luft: Kalte Luft ist meist trockener und reizt die Schleimhäute der Atemwege. Die Bronchien reagieren darauf mit Verengung, was zu Husten, pfeifender Atmung und Luftnot führen kann.
  • Häufigere Atemwegsinfekte: Virale Infektionen wie Erkältungen und Grippe treten im Winter deutlich häufiger auf. Für Menschen mit Asthma oder COPD können solche Infekte schwere Verschlechterungen (Exazerbationen) auslösen.
  • Mehr Zeit in Innenräumen: Im Winter halten wir uns länger in geschlossenen Räumen auf. Dort sammeln sich Hausstaub, Tierhaare, Schimmelsporen oder andere Allergene, die Asthma beschleunigen oder COPD-Symptome verstärken können.
  • Luftverschmutzung und Feinstaub: In der Heizsaison steigt die Belastung durch Feinstaub und andere Luftschadstoffe an, vor allem in Städten. Diese Partikel reizen die Bronchien zusätzlich.
  • Körperliche Inaktivität: Durch Kälte und Dunkelheit bewegen sich viele Menschen weniger. Gerade bei COPD ist regelmäßige Bewegung aber wichtig, um die Lungenfunktion zu erhalten.

Das Zusammenspiel dieser Faktoren führt dazu, dass Asthmaanfälle, Husten, Kurzatmigkeit und Verschlechterungsschübe im Winter deutlich häufiger auftreten. Umso wichtiger ist es, in dieser Zeit besonders sorgfältig auf die eigene Atemwegsgesundheit zu achten.

Therapieplan prüfen: Gute Vorbereitung vor Beginn der Kälte

Bevor die Temperaturen deutlich fallen, lohnt sich ein Check Ihrer bisherigen Behandlung. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt, um Ihren individuellen Winter-Plan festzulegen.

  • Kontrolle der Lungenfunktion: Eine Spirometrie oder Peak-Flow-Messung zeigt, wie gut Ihre Atemwege aktuell arbeiten. Das hilft, die Therapie rechtzeitig anzupassen, bevor es zu Problemen kommt.
  • Mögliche Anpassung der Dauermedikation: Bei manchen Betroffenen kann es sinnvoll sein, die Dosis von inhalativen Kortikosteroiden oder anderen Dauermedikamenten in der kalten Jahreszeit leicht zu erhöhen. Das sollte jedoch immer individuell und ärztlich begleitet erfolgen.
  • Auffrischung der Inhalationstechnik: Viele Medikamente wirken nur dann optimal, wenn sie richtig inhalativ angewendet werden. Lassen Sie sich im Rahmen eines Kontrolltermins erneut zeigen, wie Sie Ihr Gerät korrekt nutzen.
  • Aktionsplan für Notfälle: Besprechen Sie einen schriftlichen Plan, wann Sie ein Bedarfsmedikament einsetzen, wann Sie zusätzlich Medikamente erhöhen und ab welchem Punkt Sie medizinische Hilfe suchen sollten.

Ein klar strukturierter Therapieplan gibt Sicherheit und hilft, im Fall einer Verschlechterung schnell richtig zu handeln.

Medikamente konsequent und richtig anwenden

Im Winter ist es besonders wichtig, die verordneten Medikamente regelmäßig und korrekt einzunehmen. Unregelmäßige oder falsche Anwendung führt dazu, dass sich Entzündungen in den Bronchien unbemerkt aufbauen und Symptome plötzlich deutlich schlimmer werden.

  • Controller-Medikamente nicht auslassen: Inhalative Kortikosteroide und andere Dauertherapien sind dafür da, die Entzündung in den Atemwegen langfristig zu kontrollieren. Sie wirken vorbeugend, nicht nur bei akuten Beschwerden.
  • Bedarfsmedikamente richtig nutzen: Kurz wirksame Bronchodilatatoren verschaffen schnelle Erleichterung bei Atemnot oder Hustenanfällen. Nutzen Sie sie wie im Aktionsplan beschrieben, aber nicht als Ersatz für die Dauermedikation.
  • Aufbewahrung der Inhalatoren: Bewahren Sie Ihre Medikamente bei Raumtemperatur und vor Frost geschützt auf. Ein Inhalator, der in der Handtasche im Auto über Nacht einfriert, kann seine Wirkung verlieren.
  • Rezepte rechtzeitig erneuern: Achten Sie darauf, immer genügend Vorrat zu Hause zu haben, insbesondere vor Feiertagen oder längeren Reisen. So vermeiden Sie Versorgungslücken.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre bisherige Therapie im Winter nicht ausreicht oder Sie Ihre Medikamente häufiger brauchen, sollten Sie das ärztlich abklären lassen.

Richtig atmen und sich vor kalter Luft schützen

Kalte Luft ist für empfindliche Bronchien einer der wichtigsten Auslöser für Beschwerden im Winter. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Sie Ihre Atemwege beim Gang nach draußen deutlich besser schützen.

  • Mund-Nasen-Schutz oder Schal: Bedecken Sie Mund und Nase mit einem Schal, Tuch oder einer Maske. So wird die Luft vorgewärmt und angefeuchtet, bevor sie in die Bronchien gelangt.
  • Durch die Nase atmen: Die Nasenschleimhaut wärmt und befeuchtet die Luft besser als der Mund. Versuchen Sie bewusst, draußen überwiegend durch die Nase zu atmen.
  • Langsame und ruhige Atmung: Vermeiden Sie hektisches Atmen bei Kälte. Bauen Sie kleine Pausen ein und versuchen Sie, gleichmäßig und ruhig zu atmen.
  • Belastung anpassen: Bei sehr niedrigen Temperaturen sollten Sie körperliche Anstrengungen im Freien reduzieren oder verlegen, zum Beispiel Spaziergänge statt Joggen im tiefen Frost.

Viele Betroffene bemerken, dass sie mit diesen Tricks deutlich weniger Husten und Brustenge bei Kälte verspüren.

Infektionen vorbeugen: Immunsystem stärken

Atemwegsinfekte sind einer der häufigsten Auslöser für Asthmaanfälle und COPD-Exazerbationen im Winter. Ein konsequenter Infektionsschutz kann daher entscheidend sein, um Verschlechterungen zu vermeiden.

  • Empfohlene Impfungen prüfen: Lassen Sie sich zu Grippe- und Pneumokokken-Impfungen beraten. Für viele Menschen mit Asthma oder COPD werden diese Impfungen empfohlen, um schwere Infektionen zu verhindern.
  • Hygiene im Alltag: Häufiges Händewaschen, das Meiden enger Menschenansammlungen während Grippewellen und das Lüften von Räumen senken das Infektionsrisiko.
  • Ausreichend Schlaf und Flüssigkeit: Ein gut regenerierter Körper ist weniger anfällig für Infekte. Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee, um die Schleimhäute feucht zu halten.
  • Gesunde Ernährung: Eine abwechslungsreiche, vitaminreiche Kost mit viel Obst, Gemüse und hochwertigen Fetten unterstützt das Immunsystem. Besprechen Sie bei Bedarf die Einnahme von Vitamin D oder anderen Ergänzungen mit Ihrem Arzt.

Auch scheinbar kleine Maßnahmen wie tägliche Spaziergänge an der frischen Luft oder regelmäßige Entspannungsübungen können das Immunsystem zusätzlich positiv beeinflussen.

Innenraumluft optimieren: Richtig heizen und lüften

Weil wir im Winter mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, spielt die Qualität der Innenraumluft eine große Rolle. Zu trockene oder belastete Luft kann die Symptome von Asthma und COPD erheblich verschlimmern.

  • Regelmäßig stoßlüften: Öffnen Sie mehrmals täglich für einige Minuten weit die Fenster. So wird die Luft ausgetauscht, ohne dass die Wohnung auskühlt.
  • Feuchtigkeit im Blick behalten: Eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 40–60 % ist ideal. Zu trockene Luft reizt die Schleimhäute, zu feuchte Luft begünstigt Schimmelbildung.
  • Richtig heizen: Vermeiden Sie überheizte Räume. Temperaturen um 20–22 Grad sind für die meisten Menschen angenehm und schonender für die Atemwege.
  • Allergene reduzieren: Regelmäßiges Staubsaugen (am besten mit HEPA-Filter), feuchtes Wischen und das Waschen von Bettwäsche bei hohen Temperaturen helfen, Hausstaub und Allergene zu verringern.
  • Nicht in Innenräumen rauchen: Tabakrauch ist einer der stärksten Reizstoffe für die Lunge. Bei COPD sollte möglichst komplett auf das Rauchen verzichtet werden.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie auf bestimmte Auslöser in Ihren Wohnräumen reagieren, kann eine allergologische Abklärung sinnvoll sein.

Bewegung, Atemtraining und Reha-Übungen im Winter

Auch wenn es im Winter verlockend ist, es sich vor allem auf dem Sofa gemütlich zu machen, bleiben Bewegung und gezieltes Training für Menschen mit Asthma und COPD sehr wichtig. Sie helfen, die Lungenfunktion zu stabilisieren, die Muskulatur zu stärken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

  • Regelmäßige, moderate Bewegung: Kurze Spaziergänge, leichtes Indoor-Training, Gymnastik oder Yoga sind meist gut geeignet. Passen Sie die Intensität an Ihre persönliche Belastbarkeit an.
  • Atemübungen: Techniken wie Lippenbremse, Bauchatmung oder spezielle Atemtherapie-Übungen können helfen, Luftnot zu reduzieren und die Atmung zu vertiefen.
  • Rehabilitationsprogramme nutzen: Viele Kliniken oder Praxen bieten Lungensportgruppen und COPD- oder Asthma-Schulungen an. Gerade in der dunklen Jahreszeit kann der Austausch in der Gruppe motivieren.
  • Pausen ernst nehmen: Überfordern Sie sich nicht. Planen Sie bewusst Erholungsphasen ein und hören Sie auf Warnsignale wie zunehmende Luftnot, Schwindel oder Brustschmerzen.

Wer Bewegung und Atemtraining fest in den Alltag integriert, profitiert nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über.

Warnsignale ernst nehmen und rechtzeitig handeln

Eine gute Selbstbeobachtung ist bei Asthma und COPD entscheidend, um eine Verschlechterung früh zu erkennen. Je früher Sie reagieren, desto besser lässt sich ein schwerer Schub oft verhindern.

  • Zunehmender Husten: Wenn Husten sich verstärkt, länger anhält oder sich der Auswurf verändert, kann das auf eine beginnende Infektion oder eine Verschlechterung hinweisen.
  • Mehr Bedarf an Notfallspray: Wenn Sie Ihr Bedarfsmedikament häufiger als sonst nutzen müssen, ist das ein deutliches Warnsignal.
  • Schlafstörungen durch Atemnot: Nächtliche Beschwerden sind ein Zeichen dafür, dass die Erkrankung nicht ausreichend kontrolliert ist.
  • Abnehmende Belastbarkeit: Wenn gewohnte Tätigkeiten wie Treppensteigen plötzlich deutlich anstrengender werden, sollten Sie das ernst nehmen.

In Ihrem persönlichen Aktionsplan sollte festgehalten sein, ab wann Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt kontaktieren. Zögern Sie im Zweifel nicht, medizinischen Rat einzuholen – gerade im Winter kann eine frühzeitige Behandlung Komplikationen verhindern.

Psychisches Wohlbefinden im Blick behalten

Die Wintermonate können nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastend sein. Kurze Tage, wenig Sonnenlicht und wiederkehrende Atembeschwerden können Stimmung und Motivation drücken. Das psychische Wohlbefinden hat jedoch großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

  • Soziale Kontakte pflegen: Bleiben Sie mit Freunden, Familie oder Selbsthilfegruppen in Kontakt. Austausch kann entlasten und Mut machen.
  • Routinen schaffen: Feste Tagesstrukturen mit Bewegung, Ruhephasen und angenehmen Aktivitäten helfen, Stabilität zu bewahren.
  • Entspannungstechniken nutzen: Methoden wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder sanftes Yoga können Stress reduzieren und die Atmung beruhigen.
  • Professionelle Hilfe annehmen: Wenn Ängste, depressive Stimmung oder Panik vor Atemnot überhandnehmen, kann psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein.

Ein ganzheitlicher Blick auf Körper und Seele hilft, Asthma und COPD nicht nur medizinisch, sondern auch emotional besser zu bewältigen.

Fazit: Mit Vorbereitung und Selbstmanagement gut durch den Winter

Asthma und COPD lassen sich auch im Winter gut kontrollieren, wenn Sie einige wichtige Punkte beachten. Eine angepasste und konsequent durchgeführte medikamentöse Therapie, der Schutz vor kalter Luft, ein bewusster Infektionsschutz und eine gute Raumluftqualität bilden die Basis. Ergänzt durch regelmäßige Bewegung, Atemtraining und ein wachsames Auge für Warnsignale können Sie das Risiko für schwere Verschlechterungen deutlich senken.

Besprechen Sie Ihre individuelle Situation rechtzeitig mit Ihrem Behandlungsteam, erstellen Sie einen persönlichen Winter-Plan und hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. So stärken Sie Ihre Lunge, schützen Ihre Gesundheit und können die kalte Jahreszeit trotz Asthma oder COPD mit mehr Sicherheit und Lebensqualität erleben.

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